Kleiner Geschichtsunterricht zum Jahrestag

Traumtänzer (Admin)
Avatar
Geschlecht:
Herkunft: OWL
Alter: 57
Beiträge: 52958
Dabei seit: 12 / 2007
Betreff:

Kleiner Geschichtsunterricht zum Jahrestag

 · 
Gepostet: 31.12.2007 - 16:08 Uhr  ·  #1
Das Massaker von Wounded Knee (29.12.1890)

Zur Vorgeschichte:
Nachdem die amerikanische Regierung beschlossen hatte, das Reservat der Sioux-Indianer in South-Dakota um insgesamt 44.000 Quadratkilometer zu verkleinern, kam es zu Unruhen unter den Sioux-Indianern. Häuptling Sitting Bull organisierte den Protest unter den Stämmen.

Die Indianer fürchten neue Verfolgungen durch die Weißen und suchen Schutz bei befreundeten Stämmen. Angeblich sollten die Indianergebiete längst unantastbar sein; Reservate, in denen Weiße nichts zu suchen haben. Doch die Siedler kümmern sich nicht darum. Trotz aller Versprechen und Verträge drängen sie mit Hilfe der Armee weiter nach Westen und rauben den Indianern ihr Land. Militärisch haben die Stämme keine Chance.

Einige suchen Zuflucht im Glauben. In Nevada erklärt ein Paiute-Indianer namens Wovoka, ihm sei Jesus erschienen. Er predigt gewaltlosen Widerstand, brüderliche Liebe und einen Geistertanz. Der würde die Indianer gegen die Kugeln des Weißen Mannes immun machen und die Siedler zurückdrängen. Der Tanz verbreitet sich wie ein Präriefeuer, die Pioniere werden beim Anblick der bunt bemalten, herumhüpfenden Indianer misstrauisch. Ein junger Regierungsbeauftragter alarmiert das Militär. Ihm haben die Sioux den Namen Kokipa-Koshla gegeben, Junger-Mann-der-Angst-vor-den-Indianern-hat. Er glaubt an eine Verschwörung. In Sitting Bull, dem legendären Häuptling der Sioux, sieht er den Drahtzieher.

Der Tod des großen Häuptlings
Der Tanz wird verboten. Am Morgen des 15. Dezembers umstellen 44 Polizisten Sitting Bulls Blockhütte am Ufer des Grand River. Beim Versuch, ihn abzuführen, kommt es zu einem Handgemenge. Schüsse fallen. Sitting Bull sinkt tödlich getroffen auf die gefrorene Erde. Anschließend ermorden die Polizisten noch seinen 17-jährigen Sohn Crow Foot. Viele Sioux flüchten. Sie haben Angst vor weiteren willkürlichen Verhaftungen und Morden.

Wounded Knee
Big Foot, der alte schwer kranke Sioux-Häuptling, ist auf dem Weg zurück ins Pine Ridge Reservat um sich zu ergeben. Ihm folgen 350 Männer, Frauen und Kinder. Sie sind müde von dem zweiwöchigen Marsch.
Am 28.12.1890 werden sie von Oberst Forsyth mit der 7. US-Kavallerie gestellt, die Indianer ergeben sich und werden in einem Camp am Wounded Knee Creek zusammen gepfercht.

Am nächsten Tag, kurz nach Sonnenaufgang, fordert Forsyth die Indianer auf, ihre Waffen abzugeben. Sie folgen dem Befehl, aber der Oberst traut ihnen nicht. Er lässt die Zelte durchsuchen. Die Soldaten finden noch ein paar Messer und Beile. Forsyth befiehlt, jeden Indianer einzeln zu untersuchen. Die Sioux nehmen die Provokation gelassen hin.

Bei einem jungen, tauben Indianer finden die Soldaten eine Winchester. Er versteht nicht, was die Weißen von ihm wollen, und weigert sich, das Gewehr abzugeben. Ein Schuss fällt. Er scheint das Signal zu sein, auf das die Armee gewartet hat. Die Soldaten eröffnen das Feuer auf die unbewaffneten Familien. Sie schießen auf alles, was sich bewegt. Die Frauen flüchten mit ihren Kindern in die Zelte oder rennen davon. Es nützt nichts. Über 200 tote Indianer bleiben zurück. 25 Soldaten kommen um, die meisten durch Kugeln ihrer Kameraden.

Ehrenmedaillen für die "Helden"
Der Kongress verleiht 20 Ehrenmedaillen an die Truppe für ihren tapferen Einsatz. "Die Mitglieder der siebten Kavallerie haben sich einmal mehr als Helden erwiesen", schreibt die "Chicago Tribune". Der in Indianerfeldzügen erprobte General Nelson Miles dagegen nennt das Verhalten der Armee "völlig ungerechtfertigt und auf das Schärfste zu verurteilen". Seinen Versuch, Oberst Forsyth vor ein Kriegsgericht zu stellen, verhindert der verantwortliche Minister. Das Blutbad geht als glorreiche Schlacht am "Wounded Knee" in die amerikanische Geschichte ein. Erst 1990 drückt der Kongress gegenüber den Sioux sein "tiefes Bedauern" über das Massaker aus.

Quellen: USA.de, Stern.de, Native American
Guestuser
 
Avatar
 
Betreff:

Re: Kleiner Geschichtsunterricht zum Jahrestag

 · 
Gepostet: 31.12.2007 - 16:14 Uhr  ·  #2
:heul1:

Danke für diesen Beitrag ... :cry:
Traumtänzer (Admin)
Avatar
Geschlecht:
Herkunft: OWL
Alter: 57
Beiträge: 52958
Dabei seit: 12 / 2007
Betreff:

Re: Kleiner Geschichtsunterricht zum Jahrestag

 · 
Gepostet: 31.12.2007 - 16:59 Uhr  ·  #3
Und so sieht es heute (bzw. 1996) in Wounded Knee aus:

Ein einziges Hinweisschild am großen Highway, wer nicht aufpasst fährt dran vorbei


Eine kleine Holzkirche auf einem verlassenen Hügel


Der Eingang zu dem kleinen Friedhof am Fuße des Hügels


Die Gräber mit bunten Bändern geschmückt


Und dieses Denkmal ist ALLES was an das Massaker erinnert


Es steht direkt auf dem Massengrab und darauf sind die Namen der damals Getöteten gemeißelt.

Dem Schild oben kann man entnehmen, dass viele Leichen in einer Entfernung von 3 - 3,5 Km zu dem eigentlichen Schlachtfeld gefunden wurden (Kann sich wohl Jeder seine eigenen Gedanken zu machen) !! Sie wurden erst 4 Tage nach dem Gemetzel zusammen getragen und in dem Massengrab beigesetzt.

Little Big Horn, dort wo Custer starb sieht anders aus !!!!
Gewählte Zitate für Mehrfachzitierung:   0

Registrierte in diesem Topic

Aktuell kein registrierter in diesem Bereich

Die Statistik zeigt, wer in den letzten 5 Minuten online war. Erneuerung alle 90 Sekunden.